PET bei Hodentumor

Erstellt am 20 Oct 2015 12:09
Zuletzt geändert: 18 Jun 2020 10:52

Für schwierige Einzelfälle bietet das Zweitmeinungs-Netzwerk der Deutschen Hodentumorstudiengruppe ein kostenloses Zweitmeinungsprojekt, das Entscheidungshilfe zum Einsatz der PET bei Hodentumoren geben kann.

Literatur

2015 war in der Zeitschrift "Der Urologe" eine Überblicksarbeit mit dem Titel "Positronenemissionstomographie bei urologischen Tumorerkrankungen" erschienen1. Auszug aus diesem Artikel:

"Eine deutsche Studie konnte zeigen, dass die 18F-FDG-PET/CT keine weitere Zusatzinformationen gegenüber der Kombination aus CT und Tumormarkern liefert und eine ungenügende Sensitivität besitzt, um Patienten mit einem geringen Rezidivrisiko zu identifizieren um so Therapieentscheidung beeinflussen zu können2.
In der Diagnostik des Seminoms hingegen besitzt die 18F-FDG-PET/CT seit Jahren einen gewissen Stellenwert in nationalen und internationalen Leitlinien."

Leitlinien

Vor dem EAU Annual Congress Amsterdam 2020 wurden die Leitlinien der Europäischen Urologengesellschaft (European Association of Urology, EAU) zu Hodentumoren aktualisiert3.

Zum Einsatz der PET bei Hodentumoren ist dieser Leitlinie folgendes zu entnehmen:

Staging:

  • Keine Anhaltspunkte für einen Nutzen4.

Therapie-Erfolgkontrolle

Seminom

  • FDG-PET hat prinzipiell einen Nutzen bei mindestens 6 Wochen posttherapeutisch im CT sichtbareren Resttumoren, um zwischen "watchful waiting" und erneuter Behandlung zu entscheiden:
  • Der positive Vorhersagewert der PET bei Resttumoren nach Chemotherapie eines Seminoms ist hoch5.
    • Da falsch-positive Ergebnisse mehr als 2 Monate nach Chemotherapie-Ende deutlich seltener sind, sollte die PET besser nicht früher als 2 Monate nach Beendigung der Chemotherapie durchgeführt werden.
    • Bei Resttumoren von mehr als 3 cm Größe sollte die PET zur Einschätzung der Dignität der Resttumore durchgeführt werden.
    • Bei Resttumoren von weniger als 3 cm Durchmesser wird die PET als optinal angesehen6.
    • Ist ein Resttumor im Reklassifizierungs-PET positiv, sollte nach 6 Wochen ein weiteres PET zur Entscheidung über die Notwendigkeit einer definitven Therapie durchgeführt werden7.

Nicht-Seminom

  • Bei nicht-seminomatösen Tumoren kann die PET nicht sinnvoll zur Therapie-Erfolgskontrolle eingesetzt werden8.

Therapie-Entscheidung bei unklarer Dignität im Frühstadium (Stadium II) nicht-seminomatöser Tumore

  • Bei Nicht-Seminomen im Stadium II ohne Markeranstieg, aber mit Wachstumsverdacht, sollte entweder eine Lymphknotenentfernung (RPLND) oder eine CT-gesteuerte Biopsie durchgeführt werden, um über die Therapienotwendigkeit zu entscheiden. Für einen Nutzen der PET in dieser Situation gibt es keine Anhaltspunkte9

Nachsorge

Seminom und metastasierte nicht-seminomatöse Keimzelltumore

EAU Guidelines on Testicular Cancer:

  • Die PET ist eine Option in der Nachsorge bei im CT sichtbaren Resttumoren:

"If the post-chemotherapy evaluation in a seminoma patient shows any mass > 3 cm, the appropriate CT should be repeated 2 and 4 months later to ensure that the mass is continuing to regress. If available, FDG-PET/CT can be performed."

Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Hodentumoren:

"Bei Rezidivverdacht ist die Anwendung einer PET/CT in seltenen Ausnahmen zu diskutieren."

Royal College of Physicians and the Royal College of Radiologists: Recommendations for cross-sectional imaging in cancer Management (zweite Auflage 2014):

Die Empfehlungen der britischen Ärzte für den Einsatz schnittbildgebender Methoden bei Hodentumoren enthalten die Aussage, dass eine FDG-PET sowohl beim Seminom als auch bei nicht-seminomatösen Tumoren - mit Ausnahme der Teratome - in der Nachsorge metastasierter Keimzelltumore bei Rezidiv-Verdacht in Einzelfällen mit einem klinischen Nutzen verbunden sein kann.

Auszug aus "Urologielehrbuch.de":

"PET:
das PET hat für das primäre Staging bei nachgewiesenem Hodentumor vor Erstlinientherapie keine Bedeutung. Die Positronenemissionstomographie hat eine gesicherte Rolle bei der Diagnose von residualen Lymphknotenvergrößerungen nach primärer Therapie (Chemotherapie und/oder Strahlentherapie). Durch den Nachweis einer erhöhten Stoffwechselaktivität mit dem Tracer FDG kann zwischen Narbengewebe und Tumorgewebe unterschieden werden. Die Unterscheidung zwischen Teratom und Tumor ist schwieriger. Eine weitere Indikation zur PET besteht bei Anstieg der Hodentumormarker im Verlauf der Tumornachsorge."

Siehe auch den Artikel Hodentumor in diesem Wiki.


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