High-Cut-Off-Dialyse

Erstellt am 21 Sep 2015 10:45
Zuletzt geändert: 09 Oct 2020 15:43

Synonyme

Dialyse mit dem Theralite Filter der Firma Gambro
HCO-100, HCO-1100-Dialyse

Beschreibung / Funktionsprinzip / Hintergrund

Die so genannte High-Cut-Off-Dialyse stellt eine technische Weiterentwicklung der High-Flux-Dialysefilter dar. High-Flux-Dialysatoren haben einen so genannten molekularen Cut-off bei einer Molekülgröße von ca. 10-12kDa. Die Porengröße der High-Cut-Off-Dialyse-Membranen ist demgegenüber so gewählt, dass Proteinmoleküle mit einem Molekulargewicht von 60kDa im Blut zurückgehalten werden können. Im OPS findet sich die Methode unter dem Code 8-854.8 abgebildet, der definiert ist als "Hämodialyse: Verlängert intermittierend, zur Elimination von Proteinen mit einer Molekularmasse bis 60.000".
Vom apparativen Ablauf und Aufbau gleicht eine High-Cut-Off-Dialyse einer herkömmlichen Dialyse; der Unterschied liegt lediglich in dem verwendeten Filter.

Indikation

Die Methode wird in der Regel beantragt zur Behandlung des multiplen Myeloms/Plasmozytoms.
Es soll die so genannte "Cast-Nephopathie" vor Beginn oder zeitgleich zum Beginn einer Chemotherapie behandelt werden, um Tubulusatrophie und interstitielle Fibrose der Niere im Gefolge eines Nierenversagen zu vermeiden.

Bewertung der allgemeinen Evidenz

Im MDK/MDS-System wurde im Jahr 2010 ein Grundsatzgutachten im Auftrag des Spitzenverbandes der Krankenkassen erstellt, wonach der Nutzen und in gewissem Umfang auch die Wirksamkeit eines Plasmaaustausches zur Behandlung der Komplikationen des Multiplen Myeloms durch Entfernung von Leichtketten bisher noch unzureichend belegt ist.

Legalstatus

Ambulante Versorgung:

Die Dialysebehandlung einschließlich Sachkosten (diese wurden 2010 flächendeckend ausbudgetiert) ist eine GKV-Leistung.
Parallelabrechnung der Dialysesachkostenpau-schalen und Kosten für den neuen Dialysefilter sind über den EBM nicht möglich.

Stationäre Versorgung:

Die Methode der High-Cut-Off-Dialyse ist seit 2010 in der Aufstellung Neuer Untersuchungs- und Behandlungsmethoden nach § 6 Abs. 2 KHEntgG aufgeführt und seither – und auch in der aktuellen Aufstellung für 2014 – vom InEK mit dem „Status 1“ versehen.
Dies bedeutet, nach Einschätzung des InEK kann die Methode derzeit (noch) nicht kostendeckend von den die Leistung anbietenden Krankenhäusern erbracht werden. Die Methode kann aber grundsätzlich im Krankenhaus erbracht und im Rahmen des geltenden DRG-Fallpauschalensystems - derzeit nicht kostendeckend - abgerechnet werden.

Sofern ein Krankenhaus kein krankenhausindividuelles Entgelt vereinbart hat, muss das Krankenhaus unter den Bedingungen des derzeitigen Vergütungssystems (Pauschalierungssystems) bei gegebener medizinischer Notwendigkeit die Methode auch unter finanziellem Verlust im Einzelfall erbringen.

Eine kostendeckende Vergütung der Methode konnte von jedem Krankenhaus als krankenhausindividuelles (NUB-)Zusatzentgelt mit den Krankenkassen bereits seit 2010 – und jedes Jahr erneut - vereinbart werden. Eine entsprechende Vereinbarung ist Voraussetzung einer Abrechnung von NUB-Entgelten für Methoden mit InEK-Status 1.

§ 6 Abs. 2 KHEntgG bestimmt ausdrücklich, dass vereinbarte Entgelte von den an der Vereinbarung beteiligten gesetzlichen Krankenkassen an das InEK zu melden sind, welches diese Meldungen stellvertretend für die Vertragsparteien auf Bundesebene entgegen nimmt. Wenn eine Vereinbarung mit einem Krankenhaus getroffen wurde, kann diese von der Krankenkasse beim InEK erfragt werden.
Dem MDK ist es nicht möglich, im Einzelfall zu eruieren, ob von einem bestimmten Krankenhaus in Verhandlungen mit den Vertragsparteien nach § 11 Krankenhausfinanzierungsgesetz (KHG) ein krankenhausindividuelles Zusatzentgelt für die High-Cut-Off-Dialyse vereinbart wurde.

Auch wenn es sich bei einem multiplen Myelom/Plasmozytom um eine schwerwiegende Erkrankung handelt, so ist es dennoch erforderlich, dass eine in diesem Fall angewendete Methode medizinisch notwendig, ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich ist (§§ 2 Abs. 4 SGB V, § 12 und § 70 SGB V).

Alternativen

Hinsichtlich der Erkrankung an multiplen Myelom/Plasmozytom ist darauf hinzuweisen, dass eine unverzügliche Einleitung einer Chemotherapie nachgewiesenermaßen auch die Nierenfunktion positiv beeinflusst und gemäß Einschätzung des vorgenannten MDK/MDS-Grundsatzgutachtens eine Notwendigkeit einer vorgeschalteten High-Cut-Off-Apherese nicht durch wissenschaftliche Daten belegt ist.

Siehe auch in diesem Wiki

Quellen


Alle medizinischen Aussagen und Informationen in diesem Wiki dienen nicht der individuellen Beratung und können und sollen eine persönliche fachliche ärztliche oder sonstige Beratung nicht ersetzen! Auch erheben die hier gemachten Aussagen keinen Anspruch auf Richtigkeit oder Vollständigkeit. Dies ist keine Gesundheitsberatungsseite und auch keine Sozialberatungsseite!



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